Von: Jörn Quitzau
Es riecht schon wieder nach Ärger. Die dicke Luft nach der abermaligen Champions League-Reform – die u.a. der Bundesliga ab der Saison 2018/19 vier sichere Startplätze bringen wird – hat sich noch nicht verzogen, da macht eine neue Meldung die Runde: Gemäß Aussagen des niederländischen Fußballfunktionärs Jacco Swart ist eine „Weltliga“, eine „World Super League“, nicht mehr zu stoppen. Treiber dieser Idee seien europäische Spitzenklubs wie Real Madrid und Bayern München. Teilnehmer der „Weltliga“ würden europäische Spitzenklubs sowie Mannschaften von den anderen Kontinenten sein.
Abgesehen von diesen sehr groben Eckdaten ist über die angeblichen Pläne noch nicht viel bekannt. Müssen sich die Klubs für die Weltliga qualifizieren oder sind sie gesetzt? Würden die teilnehmenden Klubs ihre heimische Liga und die Champions League verlassen und nur noch in der „Weltliga“ spielen? Viele ungeklärte Fragen – der FC Bayern hat die angeblichen Pläne unterdessen vorsichtshalber erstmal dementiert.
Einiges spricht dafür, dass es sich bei den kolportierten Plänen tatsächlich nur um alten Wein in neuen Schläuchen handelt. Schon seit den neunziger Jahren lassen die europäischen Spitzenklubs keine Gelegenheit aus, mit einer eigenständigen Liga zu drohen, wenn sie ihre Interessen von den Fußballverbänden nicht ausreichend gewürdigt sehen. Es handelte sich bisher aber immer nur um den Aufbau einer Drohkulisse, um ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen. Die Vor- und Nachteile einer geschlossenen Liga sind ausführlich hier nachzulesen. Das wichtigste Argument gegen eine Abspaltung der großen Vereine in eine eigene, geschlossene Liga ist, dass sich viele Fans mit Grausen von einer solchen Liga abwenden würden. Die Klubs würden sich also ins eigene Fleisch schneiden.
Eigentlich könnte man sich also beruhigt zurücklehnen und die Meldung ignorieren. Doch eines macht nachdenklich: Die europäischen Klubs intensivieren gerade ihre Bemühungen, auf den lukrativen Auslandsmärkten noch besser Fuß zu fassen. Und da könnte man die Frage stellen: Was passiert, wenn den großen Klubs die paar Millionen heimische Fans egal wären, die sich nach einer Radikalreform vom Fußball abwenden würden, wenn auf den anderen Kontinenten doch Milliarden neuer Fans warten? Man kann nur hoffen, dass sich solche Gedanken niemals durchsetzen.