FC Bayern in geschlossener Europaliga: Wieder nur alter Wein in neuen Schläuchen?

Es ist der Fußball-Aufreger des Tages: Zeitungsmeldungen zufolge planen elf europäische Spitzenklubs, u.a. Real Madrid, Juventus Turin und der FC Bayern München, die Gründung einer geschlossenen Europaliga ohne Auf- und Abstieg. Angeblich hat der FC Bayern bereits vor über zwei Jahren prüfen lassen, ob ein Ausstieg aus der Bundesliga rechtlich möglich wäre. Solche Gedankenspiele sind keineswegs neu. Immer wieder kokettierten die großen europäischen Klubs schon in der Vergangenheit damit, ihr eigenes Ding zu machen. Letztlich haben sich die Gedankenspiele aber immer nur als Drohkulisse der Klubs entpuppt, um gegenüber der UEFA in eine günstigere Verhandlungsposition zu kommen und so die eigenen Interessen besser durchsetzen zu können. Sind die neuen Pläne also wieder nur alter Wein in neuen Schläuchen?

Die durchgesickerten Details – also etwa dass die Münchner den Ausstieg aus der Bundesliga haben prüfen lassen – würden eine neue Eskalationsstufe bedeuten. Da der FC Bayern umgehend Dementis verschickt hat, kann nur spekuliert werden, wie ernst das Ziel der Europaliga tatsächlich verfolgt wird. Über die Vor- und Nachteile besteht weitgehend Klarheit (s. dazu: Europaliga? Keine Experimente!). Das wichtigste Argument gegen die Europaliga ist, dass sie den Interessen der meisten Fans zuwider läuft. Prinzipiell ist das auch die beste Versicherung gegen die Pläne der großen Klubs, weil sie sich ins eigene Fleisch schneiden würden, wenn sich die Fans abwenden. An dieser Stelle hat sich allerdings in den letzten Jahren etwas geändert: Eine reine Kommerz-Liga könnte viel konsequenter die neuen Märkte z.B. in Asien erschließen. Insofern wären ein paar Millionen verlorene Fans in Deutschland und anderswo in Europa finanziell zu verschmerzen, wenn in Asien gleichzeitig ein paar hundert Milliarden neue Fans hinzugewonnen werden können. Das wichtigste Korrektiv – der traditionelle Fan in Europa – verliert also an Bedeutung. Bleibt nur zu hoffen, dass die Klubs ihre Herkunft und die Basis ihrer Popularität nicht vergessen und die Kommerzspirale nicht überdrehen.